Ein Eindrigender Hybrid
An diesem Abend war Julius vorsichtig, als sein Bruder ihn rief. Hein ist immer unangenehm gewesen, aber jetzt war er der Herr des Hauses und Julius konnte nicht mehr mit ihm uneinig sein.
Die Sonne ist jetzt untergegangen. Die Mars-Lampen, die nahe an der Decke trieben, glimmerten trübe und rot am marmornen Saal. Hein lag ausgestreckt auf einem ledernen Sofa da. Neben dem Sofa war ein kleiner Tisch mit einer marmornen Schale. In der Schale glimmerte Rubin-Obst.
Julius war gereizt, aber er konnte es nicht zeigen. Seitdem sein Bruder eine Vorliebe für Rubine bekommen hatte, wurde er noch streitsüchtiger. Die Rubine waren kein Obst, aber eine genetisch manipulierte Pflanze, die eine Suchtdroge war. Heins schwarze Augen waren schon glasig und seine ergrauenden schwarzen Haare zerzaust. Als Julius ankam, sah er auf.
„Warum zur Unterwelt bist du so spät?" knurrte Hein. Er starrte Julius mit verschwommenen Augen an.
„Ich kam sofort, Bruder," sagt Julius mit einer neutralen Betonung. Hein konnte Heutzutage so schnell gereizt werden.
„Jaaaa, und du bist gekrabbelt," sagte Hein und spottete, „Ich sollte einen Rottweiler kaufen, um dich auf Zack zu halten. Tolle Idee, oder?"
Julius war sicher erblasst, weil Hein in schallendes Gelächter ausgebrochen war.
„Du warst immer der Schwächling, Julius, du hast Angst vor Hunden und selbst deinem eigenen Schatten," spottete er, aber schien besser gelaunt, als er gerade saß. „Ich habe schon Dinge verändert, seit unsere Vater gestorben ist, und ich mache noch mehr Veränderungen. Sie sind alle Verbesserungen. Kannst du das verstehen?" Hein versuchte, einen sarkastischen Ausdruck zu machen, aber seine Augen waren noch ausdruckslos. Zu viele Rubine. Julius nickte.
„Hier ist die Veränderung," sagte Hein, „Ich habe das wertlose Zimmermädchen rausgeschmissen."
Keine Überraschung. Hein hat mit jedem anderen Diener gestritten und sie rausgeschmissen. Julius dachte daran, wie sehr er seinen Vater vermisste...
„Ich rede noch mit dir, träume nicht!" sagte Hein. Heuchler. Er war total gedopt! Aber Julius nickte noch einmal.
"Du sollst mehr helfen, Kind-Bruder. Dein Ferien beginnen schon und du bist zu faul," sagte Hein und legte sich wieder ausgestreckt aufs lederne Sofa. „Und ein anderes Ding, es gibt jetzt einen Hybrid in der Nähe. Die Kreatur ist aus London angekommen. Du solltest nie mit ihm reden. Sie sind Monster. Selbst du könntest ihn erkennen. Sie haben hell-grüne Haut und sind ganz merkwürdig. Jetzt geh' weg! Ich bin beschäftigt."
Beschäftigt! Beschäftigt mit Rubinen. Julius war froh, weggehen zu dürfen.
In dieser Nacht stand Julius auf seinem Balkon und starrte die Sterne an. Die Luft war kühl und frisch. Im Garten unten war alles still, bis auf die zirpenden Grillen. Wenn sein Vater nicht nicht so genießerisch gewesen wäre und seine Gesundheit verschont hätte, dann wäre er noch hier. Hein musste immer spuren, als ihr Vater noch hier war. Julius vermisste seine beruhigende Präsenz. Früher konnte er mit dem alten Mann über seine Probleme reden. Über Albträume, Rüpel in der Schule und seiner Angst vor Hunden. Aber jetzt war er allein und in der Dunkelheit.
Er starrte in den Himmel. So viele Sterne, wie kleine Edelsteine. Ein winziger silberner Komet glühte über den Himmel. Julius wusste, dass er passiv war. Hein hatte aktiv. Er war der Schwächling. So wünschte er sich bei einer Sternschnuppe Hilfe. Gab es einen Gott? Hatten die Sterne Geister? Könnte sein Vater ihn noch hören?
Plötzlich hörte er Rascheln im Laub unten. Die glimmende Sternenlampe schaltete er ein, aber ihr grün und violettes Licht drüben über den Büschen war zu schwach irgendetwas zu beleuchten. Aber es war jemand dort! Julius hatte den Schatten eines Mannes gesehen. Er ist zu den Bäumen geflitzt.
Julius blieb für einen Moment reglos und fühlte die eisige Angst. Dann platzte er heraus mit „ Wer ist da? Lass dich hier blicken!"
Kein Antwort. Julius wurde mutiger. Der eingedrungene Mann war nicht mehr dort.
„Es ist so unhöflich, dich zu verstecken," sagte er, „komm treffe dich mit mir!"
Kein Antwort. Julius starrte den Pfirsich- und Nektarinenobstgarten an. Eine kühle Brise brachte ihm die gemischten Düfte vom Garten. Na ja, er sollte jetzt schlafen. Er könnte noch von seinem Vater träumen.
Er drehte sich um und dann sprang er. Es gab jemanden dort! Ein großer, grüner Junge mit einem überraschten grünen Gesicht und starrenden schwarzen Augen. Julius holte schnell Atem, noch benommen vom Schock.
„Es tut mir leeiiid, habe ich dich überrascht?" sagt der grüne Fremde, als er seinen Kopf auf die Seite legte. Seine Stimme war tief und seltsam heiser. Seine dunklen Augen hatten einen durchdringenden Ausdruck. Er streckte seine Hand nach Julius aus, aber Julius schreckte zurück.
„Wer...? Wie…?" stieß Julius hervor.
„Du sagtest, dass ich unhöflich wäre, wenn ich mich nicht mit dir treffen würde," sagte der grüne Eindringling, „Ich wollte nicht unhöflich sein," er streichelte nachdenklich seine grüne Wange mit einer eleganten Hand.
Julius holte langsamer Atem, aber sein Herz schlug hart. „Wie bist du auf den Balkon gekommen?" fragte er.
„Ich stieg drauf. Warum? Sollte ich ein andere Methode nutzen? Ich will nicht unhöflich sein."
Plötzlich erinnerte Julius sich an das Geschimpfe von Hein gegen Hybridkreaturen. Das hier war eine grüne Kreatur. Er war geschickter, als ein Mensch.
„Ich bin Julius, und ich bin der Meister, wenn mein Bruder nicht hier ist," sagte Julius, mutiger als er sich fühlte.
„Achso. Du siehst nach einem guten Typen aus. Ich bin froh, dass du der Meister bist. Ich bin Romeo," sagte der Grüne.
Romeo?! Wie hat der Hybrid einen Name von Shakespeare bekommen? Ein Bündel war an seiner Brust befestigt. Julius erkannte, dass es ein Puppe war, mit Haar wie Gold, befestigt an Romeo wie ein lebendes Kind.
„Warum bist du hier um Mitternacht mit einer Puppe?" fragte Julius.
Romeo sah traurig aus. „Ich habe einen Puppe, weil ich noch kein echtes Baby haben kann. Und ich war im Garten um Mondbeeren für Vroni zu finden. Vroni ist meine Mutter, aber ich soll zu ihr nicht ,Mutter' sagen, oder sie wird sich alt fühlen. Sie will sich wirklich nicht alt fühlen."
„Wow!" sagte Julius. Romeos dunkle Augen waren deprimiert. Er war traurig. Julius wurde mutiger. Er war der Meister hier und es war unhöflich, einen Gast, selbst ein unwilkommenen Gast, draußen zu lassen.
„Komm herein, es ist kalt draußen," sagte Julius.
Romeo warf Julius ein Lächeln zu, seine weißen Zähne bildeten einen Kontrast zu seiner hell-grünen Haut, und sie gingen nach drinnen. Julius zeigt ihm einen Sessel aus Leder und er setzte sich. Seine grüne Nase und seine Wangen glänzten im warmen Leuchten der Venus-Lampe oben und sein geschmeidiges schwarzes Haar glitzerten grün, als ob er grüne Strähnchen hätte. Er trug schwarze Kleindung, vermutlich um nicht sichtbar in der Dunkelheit zu sein, aber sein eigene Hautfarbe war so hell. Leuchtender als Gras im Frühling.
„Du hast Mondbeeren genommen?" fragte Julius, „mein Bruder würde das nicht genehmigen."
Romeo zuckte mit seinen Achseln. „Du kannst die zurücknehmen, ich werde nichts von einem Freund stehlen," er holte einen kleinen Plastikbeutel aus seiner Tasche heraus und stellte ihn auf den Tisch. Silber Mondbeeren glänzten innen.
Na ja, die Kreatur wollte freundlich sein. Julius dachte, dass sein Vater höflich zu ihm sein würde. In der Unterwelt mit Heins Befehl. „Ein Getränk?" fragte Julius.
„Mir ist alles recht, was du aussuchst, Jules" sagte Romeo und schnallte die Puppe ab und hielt sie sanft in seinen Armen. Jetzt konnte Julius die Puppe besser sehen. Sie hatte eine Ähnlichkeit mit einem Kind mit Haaren aus Gold und himmelblauen Augen und einem Gesicht wie aus Elfenbein. „Es ist eine wunderschöne Baby-Puppe, oder?" sagte Romeo, „Meine perfekte Puppe. Ein waschechter Edelstein. Sie sieht wie du aus, oder?"
Hein wäre so verächtlich zu diesem Jungen, der mit dieser Puppe spielt, dachte Julius. Romeo wurde sicher nur unter Frauen aufgezogen, das war deutlich. Aber der Stereotyp im Gehirn von Hein war unflexibel. „Babys sind sicher überbewertet," sagte Julius, „sie sind laut und schlampig, oder?" Das war seine ganz schlagfertige Antwort dazu.
„Ich wollte immer auf ein Baby aufpassen," sagte Romeo, „die Wissenschaftler sagen, dass es unser Instinkt sei."
„So? Haben die Wissenschaftler dich gebaut? Kann man es so sagen?" fragte Julius.
„Ne, die Wahrheit ist viel merkwürdiger," sagte Romeo, „deine Idee ist angenehmer."
„Die Puppe ist nur aus Porzellan oder Plastik, keine richtige Vorbereitung für ein Baby," sagte Julius.
„Stimmt, Fleisch- und Blutperfektion ist so viel besser als Plastikperfektion,"sagte Romeo. Sein Blick war so ernst. Seine grüne Haut so fehlerlos, wie Plastik oder etwas Synthetisches. Julius wurde etwas rot, aber er war nicht sicher warum. Er machte zwei Smaragd-Squishies auf dem anderen Tisch.
„Wie viel Sirup?" fragte er.
„100%, absolut 100%" sagte Romeo.
„Wenn du willst," sagte Julius, aber er dachte dass ein solches Ding nicht schmackhaft wäre." Er guckte, als Romeo sein Gesicht in den Squishy schob und ganz laut schlürfte. Wie konnte er so viel Süßes schlucken?
„Dein Zimmer ist so toll, Jules," sagte Romeo, als er hinaufsah und die eichene Möbel und das marmorne Zimmer anguckte. „Es ist größer als unseres Haus. Aber wir waren nie reich." Er hatte Squishieflecken um seinem Mund. Charmant! Aber er sah noch gut aus in einem grünen Stil. Er hat so eine gerade Nase und perfekte Wangenstruktur und starke Kiefer...
„Ach, mein Zimmer ist nicht perfekt, ich muss es allein sauber halten, weil mein Bruder die Diener rausgeschmissen hat," sagte Julius. Er versuchte, bescheiden auszusehen.
„Vroni sagt, dass Jungs unordentlich sind, aber du bist es nicht," sagt Romeo. „Und du hast einen 3D TV?"
„Du kannst schauen, wenn du willst," sagte Julius, „aber nicht laut, mein Bruder darf es nicht hören." Es war nicht wahrscheinlich, dass Hein es vom Ost-Flügel hören würde, aber Julius wollte kein Risiko eingehen.
Romeo lächelte und nickte. Julius schaltete den 3D TV ein und Bilder erschienen. Die Lautstärke war nur ein Punkt und Julius konnte nichts hören, aber Romeo richtete seine Aufmerksamkeit darauf.
„Vroni sagt, dass mein Hören besser ist, als das Menschliche," sagte Romeo.
Das Bild zeigte eine hässliche Moderatorin. Julius dachte, dass sie Familie in der Regierung hatte, um ihren Job zu bekommen. Ihre Nase war lächerlich groß…
Dann erschien ein neues Bild. Ein knurrender Wolf. Er richtete sich auf. Seine Vorderpfoten waren fast wie Hände... Speichel und Blut tropfte aus seinem Maul. Seine Augen glimmerten rot. Julius stand ganz still.
Romeo schaltete den 3D TV sofort aus und umarmte den anderen Jungen. Sein Mundgeruch roch genau wie Sirup. „Ein Wolf... der schrecklichste Horror auf der Welt..." sagte Julius.
„Nur ein Bild und wahrscheinlich falsch," flüsterte Romeo, sein warmer Atem kitzelte Julius Ohr, „die Moderatorin sprach über einen Werwolf, aber das klingt weit hergeholt. Aber so viel wie ein Hybrid...? hm habe ich das wirklich gesagt?"
Sein Körper fühlte sich heißer an, als ein menschlicher Körper, aber Julius wusste, dass er mehr Mut zeigen musste. „Es ist spät und deine Mutter wird sich Sorgen machen," sagte er fest. „Und mein Bruder darft nie erfahren, dass du mich besucht hast. Er würde mich verstoßen, wenn er das wüsste."
Romeos Gesichtsadruck wurde für einen Moment hart. ,,Das ist traurig zu hören," sagte er, seine heisere Stimme noch sanft.
„Wir sollten uns wieder treffen," sagte Julius, um höflich zu sein.
„Wir werden uns wieder treffen. Und dein Bruder wird es nicht sehen," sagte Romeo.
Als Julius sich hinlegte, ging Romeo über den Balkon. Julius dachte über Romeo nach und vergaß den Wolf. Er erinnerte sich an die heisergesprochenen Wörter, „Wir werden uns wieder treffen."